ARCHIV DER RESIDENZKÜNSTLER*INNEN

Marilena Georgantzi

Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2023

Juni bis August 2023

Open Studio: Mittwoch, 3. August 2023, ab 18 Uhr 

Als zweite Stipendiatin des Austauschprogramms der Partnerstädte 2023 wurde die Bühnenbildnerin und Künstlerin Marilena Georgantzi von einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Ilse Lafer (Kuratorin und Leiterin der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig), Anna Jehle (Direktorin der Kunsthalle Osnabrück) und Dafni Melidou (Künstlerin und Stipendiatin 2022, Rotterdam) ausgewählt.

Die interdisziplinär arbeitende Künstlerin mit Interesse an digitalen Technologien, feministischen Theorien und Science-Fiktion entwickelt in ihrer Kunst neue Geschichtserzählungen.Ihr Projekt „FOSSILS“ (seit 2021) handelt von der Entstehung eines Archivs aus Fossilien und geologischen Funden. Dabei stellt Georgantzi Fragen zur Geschichtsschreibung im Spannungsfeld von Menschlichem und Nicht-Menschlichem, von Echtem und Kopien u.v.m.

Während ihres Aufenthalts in Leipzig wird sich Marilena Georgantzi künstlerisch mit der lokalen Umgebung, spekulativer Archivierung und der geologischen Teildisziplin Stratigraphie auseinandersetzen. Dabei stehen historische Erzählungen im Vordergrund, aber auch wie nicht menschenzentrierte Geschichten aussehen könnten.

Open Studio 

Seit Juli 2023 arbeitet Marilena Georgantzi in der Leipziger Baumwollspinnerei als Stipendiatin unseres Austauschprogramms zwischen den Partnerstädten Thessaloniki und Leipzig. Während ihres Aufenthaltes beschäftigte sich Georgantzi mit Konzepten der Kartierung und Archivierung von Geschichte in Architektur und Natur. Von den Industrieböden der Leipziger Baumwollspinnerei bis hin zu Landformationen in den Buchten des ehemaligen Braunkohletagebaus des Leipziger Neuseenlandes dokumentierte die Künstlerin freiliegende Schichten, Hohlräume und Materialspuren als Abdruck der Nutzung im Wandel der Zeit. 

Das Ergebnis ihrer Arbeit präsentiert Georgantzi in der neuen Installation „CRACKS“. Gezeigt werden weiche Materialien, Textilien und Drucke. Dabei werfen die Haptik und Ikonografie der Gegenstände Fragen zum historischen Kontext und deren Linearität, von Menschen geschaffenen Umgebungen, technischen Landschaften und Freizeiteinrichtungen auf. „CRACKS“ lädt dazu ein, sich Geschichte als künstlerische Erzählung, denn als Wissenschaft vorzustellen und auf diese Weise einen neuen Zugang zur Vergangenheit zu erhalten. 

Weitere Informationen unter anamorfica.net 

Konstantinos Doumpenidis

Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2023

Mai bis Juni 2023
Open Studio am Freitag, 23. Juni 2023, 18:30 Uhr

Im Mai und Juni wird der Künstler Konstantinos Doumpenidis im Rahmen des Austauschprogramms der Partnerstädte Stipendiat der HALLE 14 sein. Doumpenidis studierte an der Fotografieschule Stereosis in Thessaloniki und Digital Arts an der Kunsthochschule in Athen. Seine künstlerische Praxis ist multidisziplinär und bewegt sich zwischen Fotografie, Videokunst und Publikationen. Häufig bilden historische oder aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen die thematische Grundlage für seine Arbeit. Wie etwa die Arbeit „The Fascist Virus“ (2020), in der er sich unter anderem mit aktuellen völkischen Bewegungen in Deutschland auseinandersetzt.

Während seines Aufenthalts in Leipzig möchte er sich mit der deutschen Kolonialgeschichte im heutigen Namibia beschäftigen und sich intensiv mit dem Völkermord an den Herero und Nama und der nur langsam voranschreitenden Aufarbeitung, Anerkennung und Entschädigung auseinandersetzen. Als Ausgangspunkt dient eine Recherche zur Leipziger Sektion der Deutschen Kolonialgesellschaft und zu Friedrich Ratzel. Ratzel spielte als Geograph und Ethnograph eine wichtige Rolle bei der Gründung deutscher Kolonien in Afrika und ist nach wie vor prominent im Stadtbild vertreten, zum Beispiel als Namensgeber des Stadtverwaltungsstandortes „Ratzelbogen“ im Leipziger Stadtteil Grünau.

Weitere Informationen unter konstantinosdoumpenidis.com

RAMIN RAHMAN

Oktober 2022 bis Juni 2023

Ramin Rahman entdeckte während seines Politikwissenschaftsstudiums in Kabul seine Leidenschaft für die Fotografie. Er begann sich als Autodidakt mit Straßenfotografie zu beschäftigen, da es ihn reizte, Menschen zu porträtieren und einzigartige Momente des täglichen Lebens einzufangen. Für seine Arbeit gewann er 2019 den 1. Platz beim Wettbewerb für Straßenfotografie am Institut Français d'Afghanistan (IFA) in Kabul.

Bis zur Machtübernahme der Taliban Mitte August 2021 arbeitete Rahman als Fotograf für die deutsche Presseagentur dpa. Als die Taliban Kabul angriffen, konnte er im Rahmen der Evakuierung der deutschen Ortskräfte nach Deutschland gelangen. Dieser Moment des Umsturzes und der Ungewissheit hat nicht nur seine Arbeit geprägt. Auf der Flucht hielt er mit dem Handy die Szenen der Angst und Vertreibung am Kabuler Flughafen fest. Seine Bilder gingen über die BBC und den Guardian um die Welt.

Während seines Stipendiums wird Ramin Rahman sein nach der Vertreibung gerettetes Material sichten und an einer vergleichenden Fotoserie des Straßenlebens in Kabul und Leipzig aus Sicht eines außenstehenden Beobachters arbeiten.

Das Stipendium ist gefördert durch die Martin Roth-Initiative

Volha Maslouskaya

Februar bis April 2023

Open Studio am Donnerstag, 13. April 2023, 19 Uhr

DE Die Künstlerin Volha Maslouskaya lotet in ihrer multidiszplinären Praxis immer wieder die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Raum aus - vor dem Hintergrund der politischen Geschehnisse in ihrer Heimat Belarus. Darüberhinaus arbeitet sie als Performerin solo und seit den 1990er Jahren mit Raman Tratsiuk in der Kunstgruppe Bergamot zusammen. In ihren Aktionen, die teilweise in körperlich gewalttätigen Auseinandersetzungen gipfeln, verhandeln sie Mechanismen von Macht und Kontrolle oder Themen wie Kommunikation, Gewalt, Ausgrenzung und Marginalisierung. 

Als Kuratorin ermöglicht Maslouskaya mit einfachsten Mitteln Ausstellungen in ihrem Schuppen „The shed“, der einer der letzten unabhängigen Ausstellungsorte und zugleich ein einzigartiges Phänomen im belarussischen Kulturraum ist. Abgesehen von den präsentierten einzigartigen Kunstprojekten von Künstler:innen aus dem ganzen Land, passt der Schuppen als Phänomen zur globalen westlichen Kritik an Kunstinstitutionen, dem Verlust der Autonomie und der Rolle von Künstler:innen im Kontext der neoliberalen Wirtschaft.

EN In her multidisciplinary practice artist Volha Maslouskaya explores the boundaries between private and public space - against the backdrop of the political political events in her home country of Belarus. As a performer, she has been working solo and with Raman Tratsiuk in the Bergamot group since the 1990s. In their performances, which sometimes culminate in physically violent confrontations, they negotiate mechanisms of power and control or themes such as communication, violence and marginalization.

As a curator, Maslouskaya helds, with the simplest means exhibitions in her “shed”, which is one of the last independent exhibition spaces and at the same time a unique phenomenon in the Belarusian cultural space. Apart from the unique art projects set up by artists from all over the country, the shed as a phenomenon fits the Western criticism of art institutions, the loss of autonomy within the field and the artist’s role in the context of neoliberal economy.

Gefördert von / Funded by

NASRIN ABU BAKER

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2022

September bis November 2022

OPEN STUDIO: 

26. & 27. November 2022,
12 bis 18 Uhr
Eröffnung: Freitag, 25. November 2022, 19 Uhr

Nasrin Abu Baker wird als zweite Heimspiel-Stipendiatin dieses Jahr für drei Monate in unseren Studio an eigenen Projekten arbeiten. Die Künstlerin ist seit 2021 Meisterschülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und arbeitet zwischen Deutschland und Israel. In ihren Installationen, Gemälden und Videoarbeiten vermischt sie kulturelle Einflüsse des Westens und des Nahen Ostens. Ihre Werke befassen sich mit der Stellung der Frau in der arabischen Gesellschaft, mit Geschlechterfragen und Feminismus sowie mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt.

Zum Rundgang der SpinnereiGalerien wird Nasrin Abu Baker am 17. & 18. September 2022 im Studio 7 eine Auswahl ihrer Gemälde, Installationen und Objekte präsentieren, für die sie industrielle Materialien wie Zement und Textilien verwendet hat.

Vom 25. bis 27. November 2022 öffnet Nasrin Abu Baker ihr Studio. Die Künstlerin präsentiert eine Auswahl ihrer Werke und gibt Einblicke in ihre Arbeitsweise. 

DAFNI MELIDOU

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2022

Juli & August 2022

Nach der Autorin Mata Kastrisiou ist Dafni Melidou die zweite Stipendiatin im diesjährigen Austauschprogramm mit der Partnerstadt Thessaloniki. Melidou studierte an der Königlichen Akademie für bildende Kunst in Den Haag und nutzt unterschiedliche Medien wie Fotografie und gefundene Objekte für ihre Kunstprojekte.

In den vergangenen Jahren hat sie eine zunehmende Polarisierung in ihrer eigentlich als offen und vielfältig bekannten Heimatstadt Thessaloniki beobachtet. In ihrem geplanten Rechercheprojekt möchte sie herausfinden, ob sich in Leipzig ähnliche Entwicklungen abzeichnen. Dafür wird sie mittels Fotografie den öffentlichen Raum, Expert:innen und Leipziger:innen befragen.

Kooperation mit

MATA KASTRISIOU

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2022


Mai & Juni 2022

OPEN STUDIO: Träume in Trümmern: Lullabies for Clara Schumann's babies

Dienstag, 28. Juni 2022, 19 Uhr im Studio 7

Im Rahmen unseres diesjährigen Austauschprogramms zwischen Thessaloniki und Leipzig ist die Autorin Mata Kastrisiou seit Anfang Mai Stipendiatin der HALLE 14. Mata Kastrisiou studierte Schauspiel, Kunstgeschichte und Archäologie in Athen und London. Seit 2012 arbeitet sie zusätzlich als Autorin an Dokumentarfilmen, veröffentlichte zwei Romane und erarbeitet interdisziplinäre Installationen, in denen sie Lyrik mit Performance- und Videokunst verbindet.

Für ihre recherchebasierte Arbeit in Leipzig ist sie besonders daran interessiert, das urbane Gedächtnis der Stadt zwischen „Träumen und Trümmern“ zu erforschen. Ihr Ziel ist es, eine gedankliche Brücke zwischen zwei prägenden historischen Epochen zu schlagen: dem Ende der Romantik und der Zeit nach dem Zerfall der Sowjetunion. Letzterer widmete sie bereits ihren zweiten Roman „hallo, cosmonaut“, welcher 2021 in Griechenland erschien. Ausgehend von der Biografie Clara Schumanns möchte sie, während ihres Aufenthalts in Leipzig eine Brücke zwischen der Romantik und der Zeit nach 1989 schlagen.

Am Dienstag, 28. Juni 2022 um 19 Uhr wird Mata Kastrisiou die Gedichte, Briefe, Kurzgeschichten und Textcollagen, die während ihrer Residenz entstanden sind, vorstellen. Sie bilden den Ausgangspunkt für ein neues größeres, fiktionales Werk der griechischen Autorin.

MARINA ERLER & PAULA SCHLAGBAUER

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2022


April bis Juni 2022

Seit Mitte April 2022 sind die Leipziger Künstlerinnen Marina Erler und Paula Schlagbauer als Stipendiatinnen des Austauschprogramms „Thessaloniki – Leipzig“ in Thessaloniki. Die beiden arbeiten seit zwei Jahren in der freien Theaterszene als das Performing Arts Collective „Grizzly and Leo Productions“ zusammen. Seitdem haben sie eine Kinder-Zoom-Performance und das Stück „Chickenfilet mit Rose“ realisiert. Mit assoziativen Ansätzen regen die Werke das Publikum aller Altersgruppen zum Denken, Fühlen und Diskutieren an. Während ihres Aufenthalts möchten die Künstlerinnen sich mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Partnerstädten beschäftigen und eine alternative Stadtkarte entwickeln, die für Menschen mit jeder Sprache verständlich ist.

Marina Erler (*1994) ist Performerin, Produzentin, Technikerin und Theaterpädagogin und studiert zurzeit Theaterwissenschaften an der Universität Leipzig. Darüber hinaus ist sie im Vorstand des Ost-Passage Theater, Teil des WERT-Kollektivs und des WE ARE FRAGILE-Kollektivs.

Paula Schlagbauer (*1999) studiert Regie und Bühnenbild an der Otto-Falckenberg-Schule München und der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitet hauptsächlich in der freien Szene.

NOUR SOKHON

Stipendiatin zur Ausstellung „Distant Divides“


April 2022

Zur Vorbereitung einer neuen Installation aus Objekten und Klängen verbringt die in Beirut und Berlin lebende Soundkünstlerin Nour Sokhon eine einmonatige Residenz bei uns. Bereits seit 2021 recherchiert Sokhon gemeinsam mit der Leipziger Künstlerin Elisabeth Liselotte Kraus zu ihrem Gemeinschaftsprojekt „Flight Mode“. Sie spielen dabei mit der Doppeldeutigkeit des englischen Titels, der sowohl als Flugmodus und Fluchtmodus übersetzt werden kann. Inhaltlich geht es um individuelle Verbindungen zum Herkunftsort und die Folgen ihrer Unterbrechung durch Flucht und Exil. Das Rechercheprojekt wurde mit Mitteln aus den Funds „Weaving Ties“ des Goethe-Instituts unterstützt und die Installation wird als Teil der Ausstellung „Distant Divides“ ab 30. April 2022 zu sehen sein.

 

THERESA ROTHE

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2022
 

Januar bis März 2022

Als erste Heimspiel-Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaates Sachsens im Jahr 2022 wird Theresa Rothe für drei Monate im Studio 7 residieren. Ihre Werke erzählen Geschichten. Die aus Draht, Harz, Knete und Fellstoffen bestehende Skulptur »HEADS« (2021) zeigt zum Beispiel ein sich auf dem Boden windendes zehnköpfiges Wesen und basiert auf dem seltenen Phänomen des Rattenkönigs, das die Verknotung einer Gruppe von Ratten an den Schwänzen bezeichnet. Die Kunst dient dabei als Übersetzung von Gefühlen, die in den verschiedenen Materialien ihren Ausdruck finden. So wirkt das bedrohlich schauende Wesen durch den weichen Fellstoff verletzlich. Diese Widersprüchlichkeiten in Rothes Kunstwerken erzeugen eine einzigartig surreale Faszination.

Rothe ist 1990 in Dresden geboren und arbeitet als bildende Künstlerin in Dresden und Leipzig. Seit 2019 ist sie Meisterschülerin in der Fachklasse für Bildhauerei bei Prof.  Wilhelm Mundt an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Theresa Rothe künstlerisches Arbeiten umfasst Skulpturen, Zeichnungen, Installationen, Malerei und Performance. Während ihres Aufenthalts in der HALLE 14 möchte Theresa Rothe diese verschiedenen Kunstformen in großen Rauminstallationen zusammenführen.

Weitere Informationen unter www.theresarothe.com

Ein Stipendium der

WIBKE RAHN

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2021
 

September bis November 2021

Wibke Rahn studierte zunächst Kunstpädagogik in Greifswald, anschließend bildende Kunst mit Schwerpunkt im Fachbereich Glas-Objekt-Bild-Raum an der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale. Seit 2004 lebt und arbeitet sie in Leipzig. Hier stellte sie bereits im Museum der bildenden Künste und der Leipziger Jahresausstellung aus, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus unter anderem in der galerie hamburger kunstprojekt oder der Fundación Bilbao Arte in Spanien.

In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich besonders mit sogenannten „Nicht-Orten“, die der Ethnologe Marc Augé als sinnentleerte, transitorische Funktionsorte definiert. Sie sind Zeichen eines kollektiven Identitätsverlustes, Orte des Ortlosen. Gemeint sind damit beispielweise die unzuortenbare Betonarchitektur in globalen Megacities. Dabei reflektiert sie bereits in der Herstellung ihrer Objekte die verschiedenen Bauverfahren ebensolcher Nicht-Orte. Ähnlich wie die einfachen Behausungen von Geflüchteten entwirft und baut sie ihre Objekte aus Holz- und Metallfundstücken und gießt diese anschließend, der modernen Massenarchitektur gleich, mit Stahlbeton aus. Die daraus entstehenden Miniaturgebäude inszeniert sie in Fotografien perspektivisch gekonnt an realen Orten, um so fiktive Nicht-Orte zu erschaffen.

Ein Stipendium der

AUSTAUSCHPROGRAMM THESSALONIKI – LEIPZIG 2021 / EXCHANGE PROGRAM THESSALONIKI – LEIPZIG 2021

Cosima Phanessa Petratos

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2021

September bis November 2021

Cosima Phanessa Petratos, studiert Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Nebenher arbeitet sie als freie Autorin und Lektorin in Düsseldorf und Leipzig. Sie ist Mitveranstalterin der unabhängigen Lesereihe „Hausdurchsuchungen“, die von Studierenden des Deutschen Literaturinstituts Leipzig organisiert wird. Für den Prolog ihres derzeit in Arbeit befindlichen Romandebüts wurde sie für den Kölner Förderpreis für junge Literatur nominiert, der im September 2021 verliehen wird. Vor ihrem Wechsel nach Leipzig hat sie am Literaturinstitut Hildesheim studiert und ein Psychologiestudium in Köln abgeschlossen. 2019 war sie Stipendiatin des Aargauer Literaturhaus Lenzburg, 2020 Stipendiatin der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz; 2021 erhielt sie u. a. ein Arbeitsstipendium des Kulturamts der Stadt Düsseldorf und ein Literaturstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg

Während ihres Aufenthalts in Thessaloniki möchte sie weitere Recherchen zu ihrem aktuellen Schreibprojekt anstellen. Dabei handelt es sich um eine autofiktionale Erzählung experimenteller Natur, welche Fragen nach Kultur und Identität im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen auf den Grund geht.

Laila Uhl

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2021

September bis November 2021

Die Konzeptkünstlerin und Kunstmediatorin  Laila Uhl lebt und arbeitet in Leipzig. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit Themen der zwischenmenschlichen Begegnung, Nähe und Erotik, sowie feministischer Perspektiven auf Kunst- und Kulturgeschehen und deren Vermittlung. Medial bewegt sie sich dabei zwischen Fotografie, Performance und Konzeptkunst, sowie popkulturellen Medien wie Magazinen und Radio. Gemeinsam mit einer Gruppe von Frauen gibt sie seit 2018 „Das Erotik Magazin“, das sich mit Erotik auf künstlerische, inhaltliche als auch performative Art undWeise auseinandersetzt. Bisher sind drei Ausgaben erschienen.

Während ihres dreimonatigen Stipendiums in Thessaloniki geht Laila Uhl der Frage nach dem Spannungsfeld zwischen „Erotik und dem Fremden“ als philosophischen Begriff nach. Angestoßen durch ihre deutsch-griechische Herkunft untersucht sie „das Andere“ als erotisiertes Objekt und vergleicht es dabei mit einer deutschen Tourismusromantik und Projektionsfläche gegenüber Griechenland. Mit den Mitteln der Fotografie sollen Arbeiten entstehen die dieses Spannungsfeld zeigen und hinterfragen.

Weitere Informationen unter www.das-erotik-magazin.jimdofree.com

Evangelia Basdekis

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2021

Juli bis August 2021

Evangelia Basdekis lebt und arbeitet in Athen und hat ihre Performances wie „charlie-charlie“, „Art Tama“ oder „Regimes of Truth“ auf zahlreichen Festivals und im öffentlichen Raum weltweit aufgeführt (z.B. Venedig, London, Thessaloniki, Wien, New York, China). Einzelausstellungen ihrer Arbeiten wurden in Galerien in verschiedenen europäischen Großstädten gezeigt.

In ihrer Kunst sucht sie nach Elementen aus der Natur, die unsinnig, unproduktiv oder unvorhersehbar erscheinen, und deswegen geeignet sind, uns unsere Entfremdung von ihr erfahrbar zu machen. Mit ihren Performances greift sie direkt in den Alltag ein, zeigt Risse auf und stellt die in ihren Augen verfehlte Trennung von Mensch und Natur in Frage. So ließ sie beispielsweise für ihre Performance „The Silence of the Monkeys“ Samen verschiedener Speisepflanzen in ihrem Haar keimen. Genährt durch ihren Schweiß und ihre Körpertemperatur nahmen die Keimlinge Basdekis Zeit und Raum, isolierten sie aus ihrem Alltag und machten sie zu einem unproduktiven Mitglied der Gesellschaft – ihr Handeln wird von den Pflanzen bestimmt.

In Leipzig recherchiert sie über den Park am Auensee. Vor 90 Jahren befand sich dort ein heute nahezu verschwundener und vergessener Vergnügungspark. Dazu hat sie bereits das Stadtarchiv besucht. Außerdem plant sie das Grüne Band am ehemaligen Grenzstreifen zwischen BRD und DDR zu erkunden.

SAM ALBATROS

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2021

Mai bis Juni 2021

Von der Poesie kommend, umfasst die Arbeit von Sam Albatros inzwischen Online-Mixed-Media, Videopoesie sowie audiovisuelle Performances mit Lippensynchronisationstechnik. Seit 2018 betreibt Sam Albatros den Poesieblog queerpoets.com, auf dem ins Griechische übersetzte Gedichte publiziert werden. Sam Albatros’ Debütroman „Faulty Boy“ wird 2021 erscheinen.

Bekannt wurde Sam Albatros mit dem Online-Projekt „Sissy“ (2017-2018), welches in einer Kombination aus Bekenntnispoesie und „Flarf“ (Suchmaschinen basierte Gedichte), beschreibt, was es heißt, queer in einer homophoben Umgebung aufzuwachsen. Sam Albatros entwickelte die Gedichte auf der Basis persönlicher Berichte aus dem Internet, die zu Textcollagen verdichtet wurden. Dies schloss auch die Erfahrungen anderer Menschen, z.B. aus Beiträgen aus Internetforen, Blogeinträgen und Kommentare bei YouTube, ein. Mit diesem Prozess wollte Sam Albatros die eigene Erfahrung so universell machen, dass sie niemandem gehört, nicht mehr persönlich ist und nicht mehr schmerzt.

In Leipzig will Sam Albatros diese Dynamik umkehren und individuellen Stimmen die Möglichkeit geben, gehört zu werden. Der Fokus liegt dabei auf queeren Flüchtlings- und Migrationsdiskursen. Das Interesse daran ergibt sich aus dem Flüchtlingshintergrund der Familie von Sam Albatros und dem eigenen queeren Migrationshintergrund. Wer Interesse hat, teilzuhaben, ist herzlich eingeladen, sich bei Sam Albatros unter sam.albatros.projectØhalle14.org melden.

Weitere Informationen auf Sam Albatros Online-Kanälen und www.queerpoets.com

ALEX GEHRKE

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2021

Januar bis März 2021

Alex Gehrke studierte bis 2018 Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Seinen Meisterschüler machte er bei Wilhelm Mundt. Er arbeitet experimentell mit unterschiedlichen Materialien und Medien wie Holz, Wachs, Polyurethan, aber auch mit Video. Immer wieder tauchen Kopfabgüsse in seinen teils performativ angelegten Arbeiten auf. Gehrke ist von Kopie, Plagiaten und Fakes fasziniert. Im Bereich der Mode, der Markenpiraterie und der Haute Couture findet das Plagiat kreative Anwendung. Dies zeigen Arbeiten von Gehrke wie das Video „RL/GL Choreografie“ (2019) und das Paar aus Nylon genähter Schuhobjekte „Balenciaga II“ (2017). Letztere beziehen sich auf ein teures Remake einer Ikea-Einkaufstasche durch ein Pariser Modehauses, aber auch auf Trickfilmfantasien von Space-Cowboys, Outlaws und Abenteuern.

Weitere Informationen unter alexgehrke.com und www.kdfs.de

Ein Stipendium der

AIKATERINI GEGISIAN

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2020

Oktober bis November 2020

Die griechische Künstlerin Aikaterini Gegisian lebt und arbeitet in Griechenland und England. Ihre Werke wurden bereits international ausgestellt und honoriert, unter anderem mit dem goldenen Löwen für den Armenischen Pavillon auf der Venedig Biennale im Jahr 2015. Sie verarbeitet hauptsächlich Foto- und Filmmaterial aus alten Zeitschriften, Büchern und Archiven zu Kollagen und Installationen. Sie interessiert sich dabei für die Entstehung von kollektiven Identitäten auf visueller Ebene.

Für ihr Projekt erforschte sie, wie verschiedene fotografische Darstellungen von Thessaloniki und Leipzig zur Prägung ihrer jeweiligen Identität beitrugen. In Leipzig angekommen zog sie die Verlagsgeschichte der DDR in den Bann. Dieser spürte sie in Buchantiquariaten nach und trat in Austausch mit lokalen Expert:innen auf diesem Gebiet. Dazu zählten Siegfried Lokatis (Prof. der Universität Leipzig), Hans-Jochen Maquardt (Direktor des Reclam-Museums), sowie die Kunstkritikerin Britt Schlehahn. Als Ergebnis ihrer Recherche entwickelte sie neue Collagen. Diese sind als Buchveröffentlichung unter dem Titel „Exercises in Speaking Out, Volume1“, geplant und entwickeln einen visuellen Dialog zwischen Aktfotografien aus griechischen Lifestyle Magazinen der 1990er und Erotika aus der DDR.

Weitere Informationen unter www.gegisian.com

Klara Charlotte Zeitz

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2020

September bis November 2020

Klara Charlotte Zeitz studierte Kunst-, Theater- und Filmgeschichte in Neapel und lebt als freie Autorin und Künstlerin in Leipzig. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Text, Kunst und Performance und befasst sich dabei mit den Themenkomplexen Identität und Unabhängigkeit, Gleichberechtigung und Frauenrechte, Mortalität und Erinnerungskultur, Sexualität und Körperlichkeit. In der Vergangenheit veröffentlichte sie Kurzgeschichten und Essays unter anderem bei „PS - Politisch Schreiben“, in verschiedenen internationalen Magazinen und ist Gastautorin der ZEIT ONLINE-Kolumne „10 nach 8“. 

Während ihres Aufenthalts in Thessaloniki forschte sie zur griechischen Piratin Laskarina Bouboulina (1771-1825), die sich vor 200 Jahren an der Griechischen Revolution zur Befreiung von der osmanischen Herrschaft beteiligte. Dafür besuchte sie die Nachfahren Bouboulinas und das ihr gewidmete Museum auf der Insel Spetses, machte Ortsbeschreibungen und Dokumentationsfotos. Ihre Geschichte dient als Ausgangspunkt für die Frage nach Verbindungen zu Narrativen, Engagement und Kämpfen heutiger Frauen*. Die kontemporäre Perspektive liefern Interviews mit griechischen und europäischen Frauen*, unter anderem mit der Schriftstellerin Pavlina Marvin und der Regisseurin Lena Kitsopoulou. Die Ergebnisse dieser Recherche fasst Zeitz in Texte, Video- und Fotoinstallationen.

Weitere Informationen unter www.zeit.de und www.politischschreiben.net

Alisa Kossak

Interdisziplinäres Austauschprogramm Thessaloniki – Leipzig 2020

September bis November 2020

Alisa Kossak ist bildende Künstlerin, die seit 2012 in Leipzig lebt und arbeitet. Sie studierte Fotografie in Berlin sowie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo sie 2019 mit dem Diplom bei Prof. Heidi Specker abschloss. Hauptaspekt ihres künstlerischen Interesses bilden die Bedingungen, Formen und Praktiken der Kunstpräsentation und Rezeption. Die Faktoren Kommunikation und Wahrnehmung spielen in ihrer Praxis eine wichtige Rolle und werden durch unterschiedliche Medien wie Fotografie, Text, Sound und Installation thematisiert.


Während des Residenzaufenthaltes in Thessaloniki widmete sie sich der Präsentation und Rezeption von Objekten, welche in der Stadt omnipräsent sind. Ob Kunst im Museum, im öffentlichen Raum oder Waren im Schaufenster. Unter Berücksichtigung des kulturellen und historischen Hintergrunds Thessalonikis beleuchtet sie Aspekte der Ortsspezifik und Kontextspezifik. So sollen nicht nur visuelle Ähnlichkeiten von Ausstellungsdesign und Warenpräsentation in den Fokus der Untersuchung rücken. Die Auseinandersetzung mit Museen als Bewahrer von kultureller Identität spielen hierbei ebenso eine Rolle, wie die Betrachtung von Konsumgütern als potenzielles Medium der Identitätsformung.

Marlet Heckhoff

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2020

Marlet Heckhoff war die Heimspiel-Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2020 und arbeitete in einem der Studios der HALLE 14. Ihre abstrakten Malereien ziehen die Betrachtenden in eine Welt, deren steile Perspektiven mit Elementen früher Videospiele, zeitgenössicher Architektur, Science-Fiction-Filmen und Graffiti zu geometrischen Räumen verschmelzen. Zum Abschluss ihres Stipendiums zeigt sie ihre neuentstandenen Gemälde im Rahmen eines Open Studios.

Weitere Informationen unter www.kdfs.de und www.marlet-heckhoff.de

Gefördert durch

Marios Chatziprokopiou

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2020

August bis September 2020

Der griechische Autor Marios Chatziprokopiou war der erste Stipendiat im Rahmen des diesjährigen Austauschs zwischen den Partnerstädten Thessaloniki und Leipzig. Er nutzte seinen Aufenthalt in Leipzig, um über den bekannten Fall eines Nervenkranken, Daniel Paul Schreber (1842-1911), zu recherchieren. Der Richter Schreber war der Sohn des in Leipzig wirkenden Pädagogen Moritz Schreber (1806-1861) und verbrachte viele Jahre in sächsischen Nervenheilanstalten. Über diese Erfahrung und seine Wahnvorstellungen schrieb er eindrücklich in seinem Buch „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ (1903). Zahlreiche Schriftsteller weltweit haben sich mit dem berühmten Psychiatrieinsassen beschäftigt.

In Leipzig hat Chatziprokopiou im Deutschen Kleingärtnermuseum, der Deutschen Nationalbibliothek und im Sächsischen Psychiatriemuseum recherchiert. Er sprach auch mit dem Direktor des Psychiatriemuseums Thomas R. Müller, einem Experten für das Thema. In Pirna besuchte er das Schloss Sonnenstein, wo sich einst eine Nervenheilanstalt befand, in der Schreber behandelt wurde. Für ihn war es das „Teufelsschloss“. Vom 11. bis 13. September 2020 präsentierte Chatziprokopiou im Münchner Kunstraum Lothringer 13 Halle eine Soundinstallation, die von Schrebers Klagen über Schlaflosigkeit inspiriert war.

Emrah Gökdemir

Residenzkünstler Januar 2020 – November 2021

Der Ansatz des Künstlers Emrah Gökdemir aus dem südtürkischen Antakya durchkreuzt die Medien von Malerei, Film und Performance bis hin zu Gestaltung von Gärten und kulinarischen Köstlichkeiten. Jenseits seines Kunstschaffens ist Gökdemir aber auch Organisator und Multiplikator zahlreicher Veranstaltungen und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in seiner Heimatregion. Nach dem Kunststudium in Antakya hatte er 2005 als Teil des Kunstkollektives A77 begonnen. Als Produktionsmanager hat er 2010 für die 2. Internationale Antakya Biennale gearbeitet und 2011 hat er Antakyas Gemeinschaft für Gegenwartkunst AGUSAD mitgegründet. 2012 organisierte er das Festival für Kunst im öffentlichen Raum »Bedesten«. Seit dem hat er gute künstlerische Kontakte nach Polen und an zahlreichen Ausstellungen und Performancefestivals in Lublin, Kraków, Wroclaw usw. teilgenommen. Gemeinsam mit der Anthropologin Yael Navaro arbeitet er auch wissenschaftlich zu Nachwirkungen von Kriegs- und Gewalterfahrungen in der Türkei. In diesem Kontext hat er Ausstellungen in Istanbul und Cambridge (Großbritannien) organisiert. Zuletzt hat er 2019 in Beirut (Libanon) das Performancefestival »Performing In-Visible Borders« mitorganisiert und das Antakya Performative Collective gegründet.

Bevor Emrah Gökdemir 2020 seine fast einjährige Residenz bei der HALLE 14 antrat, war er bereits zwei Mal in Leipzig zu Gast. Bereits im November 2016 zeigte er bei einer Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung »Terra Mediterranea: In Action« (17. September bis 20. November 2016) sein Video »What Khidir Says to Moses: Turn Around Me« (2015). Das Video zeigt Gläubige, die sich im das Al-Chidr-Heiligtum in der Stadt Samandağ in Gökdemirs Heimatregion Hatay herumbewegen. Der Koran erzählt von der Begegnung zwischen dem islamischen Heiligen Al-Chidr und Moses und thematisiert dabei das menschliche Unvermögen und der Ungeduld, Gottes Handlungen zu verstehen. Gökdemirs Video stellt eine Verbindung zwischen diesem Glauben und dem aktuellen Bürgerkrieges im nahe gelegenen Syrien her. Das Umkreisen war auch die zentrale Bewegung der Performance »Aphasic-Aphonic Circumambulation«, die Gökdemir gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen Kenan Nuraydın Juli 2019 im Rahmen der Ausstellung »Vergessene Aufklärungen« (27. April bis 4. August 2019) aufführte. Die Performance behandelt den Verlust der Kommunikationsfähigkeit, eingebettet in religiös anmutende kreisende Bewegungen. 2020 ist Emrah Gökdemir für fast ein ganzes Jahr Stipendiat der HALLE 14. Ziel seines Aufenthalts ist es an eigenen künstlerischen Projekten zu arbeiten und sein europäisches Netzwerk weiterauszubauen.

Lucia Graf (DE)

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2019

September bis November 2019

Lucia Graf wurde 1988 in Esslingen am Neckar geboren. Nach ihrem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften und Digitaler Medien in Lüneburg, erhielt sie 2019 das Diplom für Systemdesign bei Maureen Mooren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Im Rahmen ihres Studiums war Graf, neben einem Aufenthalt an der Zürcher Hochschule der Künste, bereits für ein halbes Jahr in Griechenland an der Kunsthochschule in Athen. Athen war sowohl Inspirationsquelle als auch Schaffensort für ihre erste umfangreichere literarische Arbeit, aus der ihr Buch »Swiss Love, Greek Love, No Love« (2018) resultierte. Seit 2019 ist Lucia Graf Meisterschülerin bei Oliver Kossack an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

In Thessaloniki beschäftigte sich Lucia Graf mit der Praxis des Kaffeesatzlesens, die nach der Finanzkrise in Griechenland ein Comeback gefeiert hat. Sie suchte in Kaffeesatzleseshops und bei Hausbesuchen bei Wahrsager*innen und deren Kund*innen nach Antworten, warum das Kaffeesatzlesens für die Menschen attraktiv ist. Lucia Graf führte ihre Beobachtungen in einem autofiktionalen Text zusammen, der sich im Spannungsfeld zwischen individueller Erfahrung und gesamtgesellschaftlichen Phänomenen bewegt, das Stimmungsbild in Thessaloniki einfängt, und die subversiven und emanzipatorischen Elemente von Spiritualität und Magie aufzeigt.

Geeske Janßen (DE)

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2019

September bis November 2019

Die 1986 in Varel bei Oldenburg geborene Künstlerin studierte zuerst in Valencia und in Braunschweig bevor sie 2012 ihr Studium für Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig begann und 2019 mit Diplom abschloss. Sie studierte bei den Künstlerinnen Christin Lahr und Alba D`Urbano sowie der Fotografin Tina Bara. Thematisch verortet Geeske Janßen ihren Schwerpunkt in vermeintlich unscheinbaren alltäglichen Situationen. Ihr Blick für das Detail eröffnet neue Perspektiven auf das sich im Kleinen stetig verändernde Verhältnis von Mensch, Technologie und Gesellschaft. Zur Darstellung arbeitet sie mit Audio- und Videoinstallationen und der Fotografie.

Während ihres dreimonatigen Stipendiums in Thessaloniki beschäftigte sich Geeske Janßen mit der Entwicklung der Fischerei in Thessaloniki vom traditionellen Handwerk hin zu einer hoch technologisierten Industrie. Janßen interessiert sich für die veränderte Fremd- und Selbstwahrnehmung und den gesellschaftlichen Stand des Berufes. Aber auch ob mit der Modernisierung Geschlechterrollen aufgebrochen werden. Eine neue Videoinstallation erzählt von Janßens gesammelten Eindrücken.

ANDRÉ TEMPEL

Heimspiel-Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen 2019

September bis November 2019

André Tempel wurde 1970 in Schwedt geboren und studierte nach seiner Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur zunächst in Schneeberg an der Hochschule für angewandte Kunst. Seinen Abschluss hat er als Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden gemacht, wo er heute lebt und arbeitet.

In seinen Skulpturen setzt er aus dem Alltag bekannte Materialien wie Holzbalken, Regentonnen oder Therapiebälle ein, die er dann für den jeweiligen Ort spezifisch und mit Augenzwinkern arrangiert. Während einer Residenz in Hanoi (Vietnam) 2016 fügte er beispielsweise einer öffentlichen Quadriga-Skulptur einen Holzanbau als Gepäckwagen an. In den vergangenen Jahren hat Tempel zahlreiche Skulpturen für öffentliche Räume – er nennt sie „plastische Interventionen“ - entwickelt, bei denen er die ursprüngliche Funktion herkömmlicher Alltagsgegenstände verfremdet. Diese an Minimal- und Pop-Art orientierte Haltung bezeichnet er als »Minimalpop«.

Bereits zu Beginn seines Heimspiel-Stipendiums zeigte Tempel in seinem HALLE-14-Studio am 7. und 8. September 2019 seine Spontanskulptur »LAGE LAGE LAGE« aus Therapiebällen, Installationsrohren und Betonabgüssen. Zusätzlich zeigte er eine Auswahl gerahmter Zeichnungen aus seiner Serie „Yes or No“ und Papierarbeiten aus der Serie „Zwischen Ruhm und Leere“. Bei letzterer handelt es sich um eine von Tempel entwickelte Technik der Collage, die eher der Intarsie verwandt ist. Das heißt, das mit Spray eingefärbte Papier wird nicht übereinander geklebt, sondern aneinander gefügt. Während seiner Zeit im Leipziger Atelier entstanden vor allem neue großformatige Papierarbeiten dieser Technik, die den Serientitel „Geformte Liebe“ erhielt. Diese und eine neue „plastische Intervention“ stellt Tempel am 28. und 29. November 2019 zum Abschluss seines Stipendiums der Öffentlichkeit während einem Open Studio vor. Vom 11. Januar bis zum 4. April 2020 präsentierte Tempel beide Werke in einer Ausstellung im Besucherzentrum der HALLE 14 unter dem Titel »LAGE LAGE LAGE II«.

Weitere Informationen unter www.kdfs.de und www.andre-tempel.com

Gefördert durch

Elma Petridou (GR)

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2019

Juli und August 2019

Elma Petridou studierte bis 2010 an der Hochschule für bildende Künste in Athen. Seit dem Ende ihres Studiums der bildenden Kunst in Athen 2010 hat sie eine Art Magnetinstallationen entwickelt, die dynamische Arrangements ermöglichen. Petridou versucht dadurch soziale Aushandlungsprozesse und verschiedenen Sichtweisen sichtbar zu machen. Bewusst löst sie dabei in ihren Arbeiten die Grenzen zwischen ihr als Künstlerin, dem Werk und dem Publikum auf. Das Publikum wird aktiver Bestandteil eines unabgeschlossenen Schaffensprozesses.

Zum Abschluss ihres Aufenthaltes präsentierte Elma Petridou in ihrer Ausstellung »testingourcommunication« (7. September bis 20. Oktober 2019) zwei in Leipzig neu entstandenen Werke: die riesige und mehrteilige Magnetinstallation »thisismylastresort« (2019) sowie die Papierskulptur »oneminutetogo« (2019). Für »thisismylastresort« erzeugte Elma Petridou lediglich ein Anfangs- und ein Schlussbild. Während der Zeit der Ausstellung konnten die Gäste unzählige Magnetformen auf den drei rundlichen Metalltafeln nach Belieben verschieben. Außerdem bot die Künstlerin in Kooperation mit dem Team der Kunstvermittlung während des Eröffnungswochenendes für interessierte Gäste und während der Laufzeit Workshops für Schulklassen an.

EVITA TSOKANTA (GR)

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2019

Mai bis Juni 2019

Die Schriftstellerin und Kuratorin Evita Tsokanta interessiert sich dafür, wie lokale Kunstszenen geopolitische Bedeutungen gewinnen können. Sie hat zahlreiche Beiträge für Ausstellungskataloge und Magazine verfasst und Ausstellungen wie »Déjà vécu« (Anamesa, Athen, 2013) und »Reverb: New Art from Greece« (School of Museum of Fine Arts, Boston, 2014) kuratiert. Für die Ausstellung »Keep on Keeping on: a visual meta-collection« (2017) kehrte sie an den Ort des Beginns ihrer Ausbildung, das American College of Greece in Athen, zurück und stellte eine Auswahl historischer Werke und Artefakte aus der Sammlung des Colleges mit neuen Werken junger griechischer und internationaler Kunstschaffender zusammen. Außerdem war sie 2013 Mitglied des Kuratorenteams der 4. Athen-Biennale: »AGORA«. Im Auftrag der Arcadia Universität lehrt sie Kunstgeschichte und kuratorische Praxis in Athen.

Während ihres Aufenthalts in Leipzig experimentierte sie mit hybriden Textsorten und studierte Werke von Autoren mit ähnlichen Ansätzen. Auf der Suche nach einer einzigartige neue Form der Darstellung hinterfragte Tsokanta Grenzen zwischen literarischen Gattungen. Außerdem beschäftigte sie sich mit der Geschichte Leipzigs. Tsokanta verglich ihre Rechercheausflüge in der Stadt mit »psychogeografischen Ethnografien«. Obwohl ihr Leipzig anfangs sehr anders als Athen erschien, offenbarten sich ihr nach und nach Gemeinsamkeiten darin, wie beide Städte versuchen, durch zivilgesellschaftliches Engagement Eigenständigkeit zu entwickeln und sich von der Vergangenheit zu lösen. Diese Erfahrung fasste Tsokanta in dem Aufsatz »We (all) Are the Audience« zusammen, der im Journal der Polytechnischen Schule Valencia in Spanien erschien.

SARAH GOSDSCHAN

Heimspiel-Stipendiatin der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

September bis November 2018

Die Heimspiel-Stipendiatin 2018 der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Sarah Gosdschan, arbeitete ab September für drei Monate in einem der Studios in der HALLE 14.

Mit ihrer Arbeit bewegt sich Gosdschan an der Grenze zwischen konzeptioneller Strategie und impulsgeleitetem Farb- und Formenspiel. Sie hält im Prozess des Malens die Entstehung von Bildern fest, indem sie die Installation ihrer Arbeitssituation rekonstruiert und sich industriell vorgefertigter Komponenten bedient.

Sarah Gosdschan wurde 1982 in Zerbst geboren. Sie lebt und arbeitet in Dresden und studierte von 2010 bis 2015 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. Christian Sery interdisziplinäre Malerei.

Weitere Informationen zu Sarah Gosdschan auf ihrer Webseite.

Gefördert durch

CHRISTINE KOSCHMIEDER

Interdisziplinäres Austauschprogramm Leipzig-Thessaloniki 2018

September bis November 2018

Als erste Stipendiatin des 2018 von der HALLE 14 und dem Literaturmagazin Edit initiierten Austauschprogramms mit dem Goethe-Institut Thessaloniki verbrachte Christine Koschmieder eine sechswöchige Residenz in der Partnerstadt. Die Autorin und Literaturagentin hat in Leipzig Theater-, Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert und veröffentlichte 2014 ihren Debütroman „Schweinesystem“ beim Aufbau Verlag.

Für ihren Aufenthalt in Thessaloniki nach sie sich vor, die Pilotserie einer Soap-Opera über Demokratie zu schreiben. Grundlage bildete die Annahme eines fiktiven Drehbuchkollektivs namens „Olymp Productions Inc.“, bestehend aus Gött:innen, die sich vergnügungssüchtig wie Menschen nach dem Vorbild griechischer Mythen, Dramen und Tragödien in die Geschichte einschreiben. Im Ergebnis entstand ein Kurzvideo, das die griechischen Göttinnen und Götter als Zuckerwatteverkäufer:innen und Piratendarsteller:innen auf der Hafenpromenade von Thessaloniki imaginiert. Parallel dazu arbeitete Koschmieder an ihrem Roman „Trümmerfrauen. Ein Heimatroman“, der 2020 in der Edition Nautilus erschienen ist.

Weitere Informationen unter www.partner-propaganda.de und www.akenstories.com

Marie Athenstaedt

Heimspielstipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

September bis November 2017

Marie Athenstaedt ist 2017 der Heimspiel-Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsens und arbeitete von September bis November in einem der Studios in der HALLE 14.

Athenstaedt wurde 1988 in Dresden geboren, wo sie ebenfalls bis 2014 Bildende Kunst bei Prof. Christian Macketanz studierte. Die Malereien und Zeichnungen von Marie Athenstaedt sind geprägt von der überwältigenden Faszination für die Natur und ihre formalistische Strukturierheit innerhalb des Organischen und scheinbar Chaotischen. Damit bilden Symmetrie, Wiederholung und Proportionalität eingeschriebene Gesetzmäßigkeiten innerhalb ihrer sowohl gegenständlichen als auch abstrakten Bildräume. Dabei sind es vielleicht gerade die stilistischen Kontraste in ihrem künstlerischen Werk, die die Erhabenheit einer dem Menschen übergeordneten, vielfältigen Naturbetrachtung visualisieren: Ihre Zeichnung sind mikroskopische Wiedergaben von Tieren, Gesteinen oder Pflanzenteilen, wohingegen die Malereien imposante Farbexplosionen von Licht, Raum und Reflexion darstellen. 

Weitere Informationen auf der Webseite von Marie Athenstaedt.

Gefördert durch: 

Beata Rojek

A-i-R Wro Stipendiatin der Kulturhauptstadt Wroclaw 2016

Oktober bis November 2016

Die Künstlerin Beata Rojek wurde aus mehreren Bewerbern für das Residenzprojekt mit dem Breslauer Künstlerresidenzprogramm A-i-R Wro ausgewählt, von Oktober bis November nach Leipzig zukommen und ein Projekt für die laufende Ausstellung Terra Mediterranea: In Action zu entwickeln. Rojek plante daraufhin in einem kollektiven Arbeitsprozess eine »nomadische Kunstplattform«, deren mythische Zentralfiguren die Delfine sind, die als intelligente Wesen die Zufälligkeit menschlicher territorialer, politischer und kultureller Grenzen kennen.

Rojek hatte mehrere Künstlerinnen und Musiker eingeladen, mit ihr an dieser Multimediainstallation zu arbeiten, die als Grenzen überschreitende Bewegung kreative und harmonische Entwicklungen ermöglichen soll.

Unterstützt durch

Rao Fu

Heimspielstipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

September bis November 2016

Rao Fu war 2016 der Heimspiel-Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsens und arbeitete von September bis November in einem der Studios in der HALLE 14.

Fu ist 1978 in Peking geboren und studierte in Dresden Malerei und Zeichnung. Die Gemälde von Rao Fu sind geprägt von östlichen und westlichen Einflüssen. Die erlernten westlichen Traditionen kombiniert er mit Techniken, Materialien und Bildwelten chinesischer Malerei. In seiner Malerei spielt er bewusst mit dieser Gegensätzlichkeit und überführt sie in eine reizvolle bildnerische Einheit. Sowohl seine Motive als auch sein Malgestus sind durch eine permanente Spannung zwischen Festigkeit und Zerbrechlickeit, Verdunklung und Aufhellung, Leichtigkeit und Schwere geprägt. Ihn interessieren dabei keine natürlichen Repräsentationen, vielmehr fängt Fu Stimmungen, die ihn umgeben ein, und gibt sie an den Betrachter weiter. Während seines Open Studios zeigt er Malereien auf Papier und plastische Arbeiten.

Weitere Informationen auf der Webseite von Rao Fu.

Aleš Čermák (CZ)

Stipendiat Open A.I.R. Artist in Residence Program Pilsen

Dezember 2015 bis Februar 2016

Aleš Čermák (*1984) ist bis Februar 2016 Stipendiat der HALLE 14 in Kooperation mit OPEN A.i.R. - Pilsen 2015 European Capital of Culture Artist-in-Residence Program. Er betätigt sich als Künstler, Regisseur und ist Gründer sowie Redakteur des Verlages Ausdruck Books. In den letzten Jahren war sein Werk durch formale Offenheit, kontinuierlichen Aktion, Publikumsbeteiligung und Performativität geprägt, um intensiv kollektive Themen zu verhandeln, vor allem die Auswirkungen der sich verändernden globalisierten und soziopolitischen Anforderungen auf Individuen und Gemeinschaften. Während seiner Residenz realisiert er unter anderem die Performance #WeHelpYouGetAhead - eine aktuelle performative Bewegungsstudie im virtuellen Zeitalter.

Weitere Informationen unter http://alescermak.blogspot.cz/

in Kooperation mit:

Jude Griebel (CN)

Stipendiat der Elizabeth Greenshields Foundation

November 2015 bis Januar 2016

Von November 2015 bis Januar 2016 ist Jude Griebel als Residenzkünstler in HALLE 14 zu Gast. Der kanadische Künstler studierte Skulptur und Keramik an der Concordia University in Kanada und schloss mit einem Master of Fine Arts ab. In seinem Werk setzt sich der Künstler mit psychologischem Unbehagen und Umwandlungsprozessen auseinander. Anhand seiner Körperstudien, die er in verschiedenen Stadien der Zusammensetzung zeigt, untersucht er unsere Phantasie und wie sie Wachstum, Konsum und Sterblichkeit auf metaphorischen und experimentellen Wegen verhandelt. In seinen Skulpturen aus Papiermaschee und Exposidharz verschmelzen physische Anatomien mit allegorischen Entsprechungen und erinnern an Dioramen, Dermoplastiken und didaktische Modelle in Museen– immer zwischen Faktum und Mysterium balancierend. Das ungewöhnliche Material Papiermaschee verweist auf ein gleichermaßen subversives und anpassungsfähiges Medium, das auf eine lange Geschichte in der Herstellung von Halloweenkostümen, der Verwendung in Amateurtheatern sowie traditionellen Handwerk und Design zurückblickt. 

 

Weitere Informationen unter: judegriebel.com

 

Gefördert durch

Christoph Roßner (DE)

Heimspielstipendium des Freistaates Sachsen

September bis November 2015

Christoph Roßner ist der Preisträger des 10. Heimspiel-Stipendiums, vergeben von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. 1982 in Zwickau geboren, lebt Christoph Roßner heute in Leipzig und Dresden. Er studierte an der Bauhaus Universität Weimar (2003-2006) und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (2006-2009), wo er im Jahr 2011 sein Meisterschülerstudium bei Prof. Ralf Kerbach absolvierte.

Die Gemälde und Tuschezeichnungen von Christoph Roßner zeugen von einer besonderen Freude des Künstlers an einem Spiel mit dem Sichtbaren:

„Roßner kitzelt unsere Erwartungshaltungen hervor, enttäuscht sie dann; mit einem Lächeln auf den Lippen müssen wir sie als irrelevant erkennen. Seine Wanderung auf der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion gibt uns die Freiheit eines assoziativen Zugangs und verlangt zugleich nach einem Einfühlungsvermögen für diese andere Wirklichkeit der Dinge und die Wirkung der Farbe. Er spielt mit diesen Kippmomenten, seine Figurationen tragen abbildhafte Züge, sind als Gebäude und Landschaften, als Tassen, Stuhl oder Lampe erkennbar, um uns im gleichen Moment mit ihrer malerischen Qualität zu konfrontieren, die uns feststellen lässt, dass es hier nicht um die Illusion von Gegenständlichkeit geht, sondern um das Wirken der Farbe in ihrer zweifachen Bedeutung, als Material der Öl- oder Acrylfarbe und als Erscheinung von Blau- oder Grautönen.“
(Dr. Holger Birkholz, 2015)

Weitere Informationen zu Christoph Roßner unter www.christophrossner.de

Jeremy Shaw (CN)

eine Kooperation mit der Association of Neuroesthetics

November 2015

Jeremy Shaw war Residenzkünstler im Rahmen der HALLE-14-Ausstellung "Kontrollmodus Feedback" in Kooperation mit der Association of Neuroesthetics.

Der kanadische Künstler setzt sich in seinen Arbeiten vor allem mit ungewöhnlichen Bewusstseinszuständen und übergeistigen Erfahrungen auseinander. Über verschiedene Medien wie Video- und Musikinstallationen oder Fotografie, die auch Elemente der Popkultur aufnehmen, erforscht der Künstler die Darstellungsmöglichkeiten und Erlebbarkeit.

 

Weitere Informationen unter: jeremyshaw.net und der Association of Neuroesthetics

Ján Gašparovič (SK)

Stipendiat des K.A.I.R.-Programms (Košice Artist in Residence Program)

September und Oktober 2015

Ján Gašparovič, geboren 1981 in Žilina in der Slowakei, war für zwei Monate in der HALLE 14 zu Gast. Er studierte Angewandte Kunst/Glaskunst an der Academy of Fine Arts and Design (VÅ VU), Bratislava (2000- 2007), bei dem Bildhauer und Grafiker Juraj Gavula. Er ist außerdem Gründer und Leiter der im Jahr 2011 ins Leben gerufenen Plusmínusnula Gallery in der slowakischen Hauptstadt.

Ján Gašparovič ist ein Grenzgänger zwischen Wissenschaft, Technologie und Kunst. In seinen Arbeiten untersucht er systematisch und experimentell Phänomene wie Klang, Licht, Raum sowie verschiedene biologische, chemische oder physikalische Prozesse. Diese werden in Versuchsanordnungen und Test erforscht und schließlich mithilfe von Objekten und Installationen wahrnehmbar gemacht. Der Künstler nutzt hierfür unter anderem Lötverfahren, Linsen, Messinstrumente, Sound-Systeme oder Wärmebildkameras und arrangiert diese sorgfältig in minimalistisch designten Raumgefügen. Solche naturwissenschaftlichen Phänomene, wie die Zersetzung und Zusammensetzung des Lichts oder Geräusch und Klang, nutzt GaÅ¡parovič zur Demonstration klarer und perfekter Form und Idee.

Die Zeit seiner Künstlerresidenz nutzte Ján Gašparovič, um sich mit verschiedenen Formen elektromagnetischer Wellen und deren Oszillation zu beschäftigen - einer seiner Interessensschwerpunkte. So führte er während seines Aufenthalts in Leipzig verschiedene Untersuchungen im Stadtgebiet zu Lang- und Kurzwellen im Radiowellen-Spektrum durch.

English information about Ján Gašparovič

Nir de Volff/TOTAL BRUTAL und Renan Ran Harari

Interdisziplinäres Residenzprojekt zwischen bildender Kunst, Tanz und Performance, Deutschland und Israel.

5. Juni bis 4. Juli 2015


Eine Kooperation von:
LOFFT - DAS THEATER
& HALLE 14

Vier Wochen lang arbeiteten der Tänzer und Choreograf Nir de Volff und zwei Tänzer seines Ensembles TOTAL BRUTAL, Katharina Maschenka Horn und Francisco Bejarano Montes de Oca, mit dem bildenden Künstler Renan Ran Harari in einem experimentellen Residenzprojekt zusammen.

Nir de Volff, geboren in Tel Aviv (Israel), lebt seit über zehn Jahren in Berlin. Renan Ran Harari, geboren in Hedera (Israel), lebt in Leipzig und absolviert ein Meisterschülerstudium an der HGB in der Klasse für Installation und Raum bei Prof. Joachim Blank. Der Anlass für das Projekt ist das 50-jährige Bestehen der deutsch-israelischen Beziehungen, die in diesem Jahr zelebriert werden. Leitgedanke war hierbei die Idee eines utopischen Denkmals, das einmal für 150 Jahre freundschaftliche, deutsch-israelische Beziehungen stehen könnte.

Der interdisziplinäre Austausch zwischen darstellender und bildender Kunst schuf dabei eine produktive Reibungsfläche und bot einen experimentellen Raum, um die bestehenden „Topografien der Erinnerungen“ (Nir de Volff) zu durchbrechen. Mit Elementen aus Tanz, Performance und Installation und vor dem Hintergrund ihrer eigenen interkulturellen Erfahrungen, persönlichen Geschichten und bestehenden Hoffnungen, wurde ein neues Selbstverständnis künstlerisch ausgelotet - ironisch, ernst, sentimental, provokativ.

Am Samstag, den 4. Juli 2015, wurde die Performance, die während des Projektes von den Künstlern zusammen erarbeitet wurde und den Abschluss des Residenzprojekts bildete, einmalig aufgeführt. Im Anschluss standen die Künstler für ein Publikumsgespräch bereit. Eine Veranstaltung im Rahmen der Jüdischen Woche in Leipzig.

Weitere Informationen im Veranstaltungsrückblick

Susanna Inglada

Dezember 2014

Die spansiche Künstlerin Susanna Inglada studierte Theaterwissen- schaft und Freie Kunst in Barcelona sowie anschließend in Groningen, Niederlande, wo sie heute auch lebt. Als Trägerin des “Werkbijdrage Jong Talent“ (Startstipendium) des Mondriaan Fund, Niederlande, war sie für fünf Wochen in Leipzig.

Susanna nutzt vielfältige Techniken wie Zeichnung, Malerei und Video, welche sie zu großflächigen Raumcollagen verbindet. Durch Zusammenfügen dieser einzelner figurativer und abstrakter Fragmente lässt eigene Narrative entstehen, die sich zu komplexen Szenarien verdichten. Als Sujets tauchen immer wieder Formen von Gewaltakten oder emotionalen Ausbrüchen auf, werden Opfer und Täter zu Handelnen einer Geschichte, in die der Betrachter mit hinein gezogen wird. Gewalt als Motiv spielte schon in der spanischen Malerei eine wichtige, immer wiederkehrende Rolle und ist als ein zentraler Einfluss bei Susanna Inglada erkennbar. Daneben interessieren die Künstlerin auch Erscheinungs- und Ausdrucksformen des Unbewussten, Unheimlichen, Verdrängten, wie sie beispielsweise in filmischen Werken eines David Lynch, Luis Buñuel oder Lars von Trier zur Darstellung kommen. Während ihres fünfwöchigen Aufenthalts hat die Künstlerin in ihrem Studio eine Rauminstallation erschaffen, welches sie zum Winterrundgang der SpinnereiGalerien am 10. Januar 2015 präsentierte.

Weitere Informationen unter www.susannainglada.com

Isabel Cordeiro (PT)

Fundacao Calouste Gulbenkian

September bis Oktober 2014


In ihren Arbeiten untersucht die aus Portugal stammende Künstlerin, wie Gemälde an Architektur erinnernde dreidimensionale Räume abstecken.

Während ihres Aufenthaltes schuf Isabel Cordeiro im großzügigen Studio 7 eine Serie von filigranen Skulpturen. Cordeiro experimentierte hier an der Grenze, wo sich malerischer und architektonischer Raum überschneiden. Dafür konstruierte die Künstlerin Strukturen aus Aluminium und Holz, die als Gerüst für malerische Elemente dienen. Es gelang ihr so, einen eigenen, von der Fläche unabhängigen Raum für ihre Malerei zu umreißen. Abschließend wurden ihre Arbeiten während eines Open Studios öffentlich präsentiert.

Weitere Informationen unter www.isabelcordeiro.com

Claudia Kleiner (DE)

Heimspielstipendium des Freistaates Sachsen

September bis November 2014


Bereits zum 9. Mal hat die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen das Heimspiel-Stipendium vergeben. In diesem Jahr wurde die Dresdner Malerin Claudia Kleiner von der Jury für das dreimonatige Stipendium inklusive  Atelier in der HALLE 14 ausgewählt. Kleiner hat 2013 ihr Meisterstudium an der Hochschule für bildende Künste Dresden abgeschlossen, wo sie bei Prof. Peter Bömmels studierte.

In zwei Open Studios stellte die Malerin ihre Arbeiten öffentlich vor: während des Herbstrundgangs der SpinnereiGalerien zeigte sie zu Beginn ihres Aufenthaltes mitgebrachte Arbeiten; Ende November päsentierte sie die Ergebnisse, die während ihrer dreimontaigen Residenzzeit entstanden. Claudia Kleiners Arbeiten zeichnen sich durch abstrakt-expressionistische Farblandschaften aus, die zwischen bekannten, konkreten und wagen Formen navigieren.

Weitere Informationen unter www.claudiakleiner.de

Anna Orton & Ortonandon (Dundee, GB)

Stipendiatin von HospitalfieldArts (Arbroath, GB)

August bis September 2014

Die schottische Künstlerin Anna Orton stellt das Autobiografische in den Vordergrund ihrer Werkes. Individuelle Erfahrungen werden in größere gesellschaftliche Zusammenhänge gebracht. Mythen, Erzählungen, Dramen, belauschte Gespräche und Alltägliches verschmelzen in ihren Drucken, Gemälden, Modellen, Skulpturen und Publikationen. Ihre Arbeiten entstehen oft in enger Kooperation mit den Ortonandons, einer Künstlerinnengruppe, die aus Anna und ihren Schwestern Katie und Sophie besteht. Ihre geschwisterliche Dynamik ist meist Ursprung und Kern ihrer Performances und Kunstprojekte. Im Rahmen ihrer Residenz in Leipzig wird Anna Orton eine Performance entwickeln, die sie dann gemeinsam mit Katie und Sophie im Rahmen des September-Rundgangs zur Aufführung bringen wird.

Anna Orton ist nach Delia Baillie und Valerie Norris die dritte Stipendiatin eines vom British Council und Creative Scotland geförderten Künstleraustauschs zwischen dem Künstlerresidenzprogramm HospitalfieldArts (Arbroath, GB) und dem Zentrum für zeitgenössische Kunst HALLE 14 in Leipzig.

Weitere Informationen unter ortonandon.com und hospitalfield.org.uk

Im Noa (Seoul, KR)

Juli und August 2014

Die südkoreanische Medienkünstlerin Im Noa lebt und arbeitet in Seoul und verbringt eine zweimonatige Residenz in Leipzig. Im hat 1999 an der Parsons School of Design in New York und 2002 bis 2003 am Chelsea College of Art and Design in London studiert. In ihrer interdisziplinären, fotografischen Arbeit untersucht sie die Bedeutung von Medienbildern aus Filmen und Fotoalben im sozialen und politischen Kontext über längere Zeit. Sie interessiert wie Medien unseren Alltag durchdringen und unseren Wahrnehmung und Erinnerung verändern.

Auf der Suche nach anonymen, unbeabsichtigten Aufzeichnungen verlorener Momente reinszenierte Im in der Serie „Going Back Home“ (2011-12) Fotografien aus dem Album ihres verstorbenen Vaters sowie präparierte Tier, die er zu Lebzeiten gesammelt hatte.

In der Fotoserie „Forbidden Fantasies“ (2014) bereist Im visuell das isolierte Nordkorea, in dem sie Stills aus sozialistischen Filmen wie Jean Luc Godards „Die Chinesin“, Bernardo Bertoluccis „Der große Irrtum“ und Kangchul Lees „Piagol“ gestellten Bildern aus der kommunistischen Volksrepublik gegenüberstellt.

Weitere Informationen unter www.imnoa.com 

Samir Harb (PS) & Danny Wagner (DE)

Austauschprojekt mit der Akademie Schloss Solitude (Stuttgart, DE)

Juni bis Juli 2014

Diesen Sommer startete ein erster Künstleraustausch zwischen der Akademie Schloss Solitude und der HALLE 14. Ein Stipendiat des Stuttgarter Künstlerresidenzprogramms und ein Leipziger Künstler erhielten dabei die Chance für jeweils einen Monat in Leipzig und Stuttgart zu arbeiten und gemeinsame Projektideen zu entwickeln.

Für Solitude nahm der Architekt und Cartoonist Samir Harb aus Ramallah an dem Austausch teil. Seine Forschung setzt sich mit territorialen Transformationsprozessen in den besetzten palästinensischen Gebieten auseinander. In Installationen und grafischen Erzählungen werden Dinge, Ereignisse, Dialoge, Beschreibungen und Archivmaterial neu geordnet und umgeschichtet. Danny Wagner nahm als Leipziger Künstler an dem Pilotprojekt teil. Verschiebungen und Überlagerungen geographischer und politscher Prozesse spielen in seinen Arbeiten wie „Chrysopylae (San Francisco)“, „Itu Aba (South China Sea)“ und „Tatuve (Guadalcanal, Solomon Sea)“ ebenfalls eine Rolle. Aus künstlerischen Recherchen entstehen installative Werkgruppen aus Papierobjekten zwischen Zeichnungen und Skulptur, Dokumenten und Listen.

In einem Künstlergespräch in der HALLE 14 erläuterten Harb und Wagner am 3. Juli 2014 ihre Arbeitsweise von der Recherche bis zur Zeichnung. Zum Abschluss des Projektes präsentierten sie die gemeinsame Ausstellung „Gegen den Strich ziehen“ (25. Juli bis 10. August 2014) auf der Akademie Schloss Solitude.

Weitere Informationen unter www.akademie-solitude.de und www.danny-wagner.com

Nina Kopp (DE/NL)

Mai bis Juli 2014

Die deutsche Künstlerin Nina Kopp arbeitete während ihrer dreimonatigen Residenz an einem Projekt zum Thema Kleingärten. Ihre Projekte entstehen aus einer Faszination für ein Thema, ein Objekt oder Dinge des Alltags heraus.

In Leipzig, der Hauptstadt der Schrebergärten, recherchierte und untersuchte sie zunächst an verschiedenen Orten (z.B. Deutsches Kleingärtnermuseum, Filmarchiv, Kleingartenkolonien), wobei sie auch das Gespräch mit Verantwortlichen der Stadt, Kulturwissenschaftlern und Kleingärtnern suchte, um ein umfassendes und möglichst komplettes Bild vom und zum Thema zu erlangen. Ihre Herausforderung liegt in der Suche nach dem Kern oder dem Wesen des gewählten Themas oder Objektes.

Kopp entwickelte unter dem Titel „Wachstum und Konservierung“ eine zweiteilige Arbeit, die sie während einem Open Studio am 23. Juli 2014 präsentierte: Eine ortsspezifische Installation zum Thema Wachstum, die Fotografien, Texte und Zeichnungen kombiniert und eine Installation zum Thema Konservierung. Über ihre Erfahrungen mit den Kleingärten Leipzigs gab sie in einem Künstlergespräch mit der Leipziger Kuratorin und Kunstredakteurin Britt Schlehahn Auskunft.

Weitere Informationen unter studiokopp.com

Haley Andres, Abbie Baldwin, Kristan Shuford (US)

Stipendiatinnen der University of Puget Sound (Tacoma, US)

Juni bis Juli 2014

Bereits zum zweiten Mal schickte die University of Puget Sound aus Tacoma im US-amerikanischen Bundesstaat Washington Absolventinnen ihres Kunstinstituts nach Leipzig. Die drei Künstlerinnen Haley Andres, Abbie Baldwin und Kristan Shuford verbrachten zwei Monate in Leipzig, um die Stadt kennen zu lernen und in einem Studio der HALLE 14 gemeinsam zu arbeiten.

Malerische Gesten stehen im Mittelpunkt von Haley Andres’ künstlerischen Schaffen. Dabei steht vor allem das Material, seine spezifischen Verhaltensweisen und Interaktionen im Vordergrund. In Leipzig konzentrierte sich Andres auf kleinere Studien.

Abbie Baldwins Skulpturen, Installationen und Radierungen beschäftigen sich mit dem Kreislauf von Leben und Tod und den damit verbundenen Übergangszuständen von Körperlichkeit. In Leipzig hat sie sich mit der Idee des Sammelns beschäftigt und mit gefundenen Materialien wie Draht, Tinte, Insekten und Feuer experimentiert.

Kristan Shuford bewegt sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit zwischen Performance und Skulptur. In ihren installativen Arrangements, die mitunter Bühnen für Performances sind, übersetzt sie Tanzbewegungen in skulpturale Gemälde.

Einen Einblick in ihr Schaffen während der Sommerresidenz in Leipzig gaben die drei Künstlerinnen im Rahmen einer Open-Studio-Veranstaltung am 18. Juli 2014. Die in Leipzig entstandenen Werke werden zudem in einer Ausstellung an ihrer Universität präsentiert.

Weitere Informationen unter pugetsound.edu/art, www.aabaldwin.com, www.haleyandres.weebly.com und kristanshuford.com

Valerie Norris (Dundee, GB)

Stipendiatin von HospitalfieldArts (Arbroath, GB)

Mai bis Juni 2014

Valerie Norris arbeitet im Grenzbereich zwischen Malerei und Skulptur und experimentiert mit Verbindung und Zergliederung an den Schnittstellen zwischen Wirklichkeit und Einbildung, zwischen Natur und Kunstfertigkeit und zwischen dem Nachsinnen über das Transformationspotential von Objekten und alltäglichem Schutt. Ihre Werke entstehen aus Archivbildern, Fundobjekten, Gebrauchtwaren, Zitaten aus Magazintexten, Filmen, Mode, Musik, Natur, Literatur und Poesie. Im Zwischenspiel von Malerei, Objekten, Formen, Farben, Bildern und Texten entstehen neue Bedeutungsebenen.

Während ihrer Residenz an der HALLE 14 hat Norris eine Serie neuer, kleinformatiger Arbeiten, u.a. Collagen, Skulpturen, Gemälde und Texte, geschaffen, die sie im Rahmen des abschließenden Open Studios am 27. Juni 2014 präsentierte.

Norris nutzte eine Reihe ortsspezifische, gebrauchte Materialien und Fundstück als Ausgangspunkt für ihre Ideen rundum Farbe, Sprache und Form. Dabei interessierte sie sich für die Verwendung offener Strukturen, das Spiel und nicht-lineare Erzählstrukturen als Versuchsanordnung. Auf die spezifische Farbpalette von DDR-Design, auf literarische Strukturen und Aufzeichnungsformen bezugnehmend erkundet die Arbeit Wahrnehmungsverschiebungen und Spannungen zwischen Realität und Vorstellungskraft.

Norris war die zweite von drei Stipendiaten eines vom British Council und Creative Scotland geförderten Künstleraustauschs zwischen dem Künstlerresidenzprogramm HospitalfieldArts (Arbroath, GB) und dem Zentrum für zeitgenössische Kunst HALLE 14 in Leipzig.

Weitere Informationen unter valerienorris.tumblr.com und hospitalfield.org.uk

Nam Jinu (Seoul, KR)

April bis Mai 2014

Nam Jinu ist ein südkoreanischer Maler, der in Seoul an der Hong-ik University Bildende Kunst studierte. Er benutzt für seine Bilder Bleistift, Buntstift oder Acryl auf Papier oder Leinwand. Seine Motive sind Clowns, die sogenannten „Clown Squids“ und „Squid Clown Gentleman“. Die „Clown Squids“ haben häufig Tentakeln wie Tintenfische, große Augen, einen Mund, der bis zu den Ohren reicht und sind in leuchtende, knallige Farben getaucht. Nach Aussage des Künstlers verkörpert der „Squid Clown Gentleman“ sein Alter Ego. Die „Clown Squids“ sind Elite-Truppen in Nam Jinus fiktionalem Königreich und dienen ihrem Schöpfer, dem „Squid Clown Gentleman“. Letzterer hat Menschengestalt, trägt einen schwarzen Anzug und Hut, ein weiß geschminktes Gesicht und einen großen, roten Mund wie ein Joker.

„Diese seltsame Welt ist eine Bühne voller Komödie und Satire über die ‚wirkliche’ Gesellschaft, die Identitäten von Individuen und kulturellen Tragödien formt.“ (Nam Jinu)

Die bunten, fantastischen Bilder sind sein Weg sich auch in der „realen“ Welt zurecht zu finden.

Delia Baillie (Dundee, GB)

Stipendiatin von HospitalfieldArts (Arbroath, GB)

März bis April 2014

Um ihren künstlerischen Ansatz zu verdeutlichen, erzählt die Malerin Delia Baillie die Anekdote eines sichtbar aufgewühlten, jungen Mannes, der im Gang eines Busses steht. Obwohl es leere Sitze gibt, nimmt er immer den gleichen in Anspruch, der diesmal schon besetzt ist. Jedes Mal, wenn der Bus hält, reißt er sich am linken Ohr und zählt flüsternd drei Mal bis Drei. Zwanghaftes Verhalten wird oft als hindernd angesehen, jedoch ist es auch nicht ungewöhnlich, dass bildende Künstler den Akt des Wiederholens von Formen als reinigend betrachten. Obwohl Baillie im Akt des Malens oder den daraus resultierenden Bildern keine therapeutische Funktion sieht, bemerkt sie bei sich selbst den Wunsch Illusionen von Zeit und Raum zu entwickeln, die einen Ausgleich zwischen Zahlenfolgen und dem Unerwarteten schaffen.

Die Künstlerin nutzt die Verbindungen zwischen geschichteten und collagierten Materialien und die Manipulation von Pigmenten und Farben, um zu ergründen, wie Gesellschaften mit den unsichtbaren Aspekten des Menschseins und der Kollision von äußerer und innerer Erfahrung umgehen. In dem zweimonatigen Aufenthalt konzentriert sie sich auf eine neue Werkgruppe.

Baillie war die erste von drei Stipendiaten eines vom British Council und Creative Scotland geförderten Künstleraustauschs zwischen dem Künstlerresidenzprogramm HospitalfieldArts (Arbroath, GB) und dem Zentrum für zeitgenössische Kunst HALLE 14 in Leipzig. Am 3. Mai 2014, während des Frühjahrrundgangs, zeigte sie in Leipzig entstandene Gemälde in einem Open Studio.

Weitere Informationen unter www.deliabaillie.com und hospitalfield.org.uk

Eric Kaiser (Nancy, FR)

Januar bis März 2014

Der 1958 in Frankreich geborene Maler Eric Kaiser verbrachte eine Residenz von Januar bis Ende März in der HALLE 14 mit der Unterstützung der Stadt Nancy und der CIC Bank. Bevor er die Entscheidung fällte, professioneller Künstler zu werden, arbeitete er bereits im Ballett und Theater, Radio und Marketing. Die ersten Bilder waren lyrische, rhythmische Abstraktionen, doch die Leidenschaft fürs Figurative führte ihn alsbald zum akademischen, traditionellen Akt, der bis heute das Zentrum seines Werkes bildet, dem er auch immer wieder zu entrinnen sucht. Dabei bedienen sich seine Motive unserem kollektiven Bildgedächtnis mit Bezug auf aktuelles Weltgeschehen. Die Serie „The Prisoner of Light“ (2004) zeigt männliche Akte inspiriert von den Gefangenenfotografien aus Abu Graib. Das Bild „we do not want to believe or to see...“ (2006) zeigt einen Dunkelhäutigen an Land kriechen, während im Hintergrund eine Gruppe Weißer am Strand sitzt; eine Szenerie, die sich, ob wir wollen oder nicht, jeden Sommer an der Südküste Europas tausendfach wiederholt. In den letzten Jahren sind es scheinbar unschuldige Motive aus unserer alltäglichen Landschaft, die mitnichten weniger verstörend sind.

Weitere Informationen unter www.eric-kaiser.com

Jaroslav Kysa (London, GB)

Stipendiat des K.A.I.R.-Programms (Košice Artist in Residence Program, Košice2013)

September bis November 2013

Jaroslav Kysa, 1981 in Sillein, Slowakei, geboren, lebt und arbeitet zur Zeit in London. Kysas Objekte, Installationen, Fotografien und Videos zeichnen sich durch die Aneignung und die ästhetische Wahrnehmung von Alltagsobjekten und Waren aus, mitunter auch von Ausschnitten aus Alltagssituationen. Dabei relativiert er die Funktionalität des jeweils gewählten Objekts oder Phänomens, in dem er es von einer anderen als der gewohnten Seite zeigt, es in den Kontext der Kunst stellt und gleichzeitig die Grenzen zwischen Alltag und Kunst hinterfragt. Diese Strategie nutzt er auch in seinen Interventionen im öffentlichen Raum, wo er sogenannte Testsituationen heraufbeschwört. „Ich arbeite mit der Erinnerung von Orten und lokalen Geschichten. Durch spitzfindige, manchmal geringfügige Einflussnahme verändere ich ihre Wahrnehmung“, erläutert Kysa. Durch seine Eingriffe an einem bestimmten Schauplatz in Zeit und Raum will er für ein zufälliges Publikum die Möglichkeit schaffen, die historische und damit politische Dimension und Aussagekraft ihrer unmittelbaren Wirklichkeit zu entdecken. Dabei beleuchtet er häufig Ereignisse, die entweder tabu oder schlicht vergessen sind.

In Leipzig nutzte er sein Studio, um verschiedene „instabile Objekte“ zu erschaffen, die sich mit dem Potenzial von Kunst und Erinnerung auseinandersetzen. Diese präsentierte er am 28. November 2013 bei seinem Open Studio unter dem Motto „There is nothing more invisible than a monument“, das er einem Aufsatz des Schriftstellers Robert Musil entnommen hatte. Ein Blatt Papier war getränkt mit Tränen, die Kysa beim Versuch, eine Dokumentation über Europas dunkle Vergangenheit ohne zu blinzeln zu schauen, vergoss. Ein Element als pars pro toto für ein ehemaliges Denkmal und ein Stein als Metapher für aktuelle Unruhen in Europa („Eingefrorerener Pflasterstein, fliegend im Raum“) schwebten ruhelos. Ebenfalls ruhelos rollte ein Ring auf einem Sockel, während eine in einen anderen Sockel eingelassene, sich drehende Kugel es unmöglich machte, etwas oder jemanden darauf zu platzieren.

Mit „Oberfläche der Erinnerung“ (2013) hinterließ Kysa auch eine Intervention vor einem Mietshaus auf dem Spinnerei-Gelände. Der Künstler hat durch das Polieren einiger Pflastersteine einen Spiegeleffekt erzeugt, oder den eines Eisfelds. Die Arbeit ist eine Metapher für verschwundene Leben in der Nachbarschaft.

Weitere Informationen zu Jaroslav Kysa unter www.jaroslavkysa.com
Weitere Informationen zum K.A.I.R.-Programm unter www.kair.sk

Tony Franz (Dresden, DE)

Heimspiel-Stipendiat der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

September bis November 2013

Der 1985 in Zwickau geborene Künstler Tony Franz hat an der Hochschule für Bildende Künste Dresden studiert. Auf der Suche nach einer eher für die Malerei typischen Ausdruckskraft neigen seine Zeichnungen dazu, Genregrenzen zu überschreiten. Als Vorlagen für seine Arbeiten bemüht Franz die Kunstgeschichte ebenso wie Film, Mode und Internet: Alltagsgegenstände, cineastisch Momentaufnahmen und Porträts, abstrakt tobende Muster und Wortmarken, wie in Grafit gemeißelt. Dabei sind seine Bilder von einer malerischen Dichte und skulpturalen Plastizität, die von einer ganz »eigenen Form der Radierung«, einer ebenfalls kraftaufwendigen Arbeitsweise, herrühren: Mit dem Radiergummi konturiert Franz aus bereits eingefärbten Flächen hellere Partien heraus. Es ergibt sich so ein meisterliches Spiel von Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, das die gewählten Motive bisweilen eindrücklich dramatisiert.

Während seines Aufenthalts in Leipzig arbeitete er an einer neuen Reihe von Zeichnungen („Kette“), experimentierte mit der Verfremdung seiner Zeichnungen mittels farbiger Folien und verfolgte das Thema um die Entführung des Lindbergh-Babys 1932 weiter. In seinem Open Studio am 28. November 2013 zeigte Franz neue und ältere Arbeiten.

Weitere Informationen zu Tony Franz unter www.tonyfranz.de

Weitere Informationen zum Heimspiel-Stipendium unter ww.kdfs.de

Louise Blake & Erin Wheary (Tacoma, US)

University of Puget Sound

Juli 2013

Im Sommer 2013 ermöglichte die University of Puget Sound in Tacoma (Washington, US) ihren Absolventinnen Erin Wheary und Louise Blake einen einmonatigen Studioaufenthalt in Leipzig. Erin Wheary hat in Tacoma Druckkunst und Skulptur und Louise Blake Malerei studiert. Beide ließen sich in ihrer bildnerischen Arbeit von den vorgefundenen Räumen inspirieren.

Louise Blake befasste sich während ihrer Zeit in der HALLE 14 vor allem mit dem Medium der Wasserfarben. Besonders die strukturale Komplexität abplatzender Farbteile der Ziegelwände stand im Fokus ihres Interesses. Die skurrilen Muster, die sich aus zufällig entstehender Ablösung ergeben, faszinierten sie und brachten einige beeindruckende Arbeiten hervor. In einer Serie von Bildern entwickelte sie halbabstrakte Kompositionen zwischen mikroskopischen und teleskopischen Welten.

Durch ihr Interesse an Beziehungen zwischen Flächen faszinierte Erin Wheary die Funktionalität des Industriegebäudes. Die Komplexität und verbrauchte Qualität der Räume dokumentierte sie in klaren, architektonischen Zeichnungen.

Weitere Informationen unter www.pugetsound.edu 

Peter Cábocky (Koáice, SK)

Stipendiat des K.A.I.R.-Programms (Košice Artist in Residence, Kosice 2013)

Juni bis August 2013

Der 1976 geborene, slowakische Künstler Peter Cáboky ist durch das KoÅ¡ice Artist in Residence Program (K.A.I.R.) nach Leipzig entsandt worden. Cáboky, der in Dublin (Irland) und am Chelsea College of Art and Design in London (GB) studiert hat, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Im K.A.I.R.-Programm ist er bereits der vierte Stipendiat aus KoÅ¡ice in Leipzig.

Cábokys abstrakte Malerei widmet sich der unvollkommenen geometrischen Form und lotet so spielerisch die Grenzen und Wirkung von Medium und Material aus. Cáboky sagt über seine Arbeiten, der Aspekt des Zweifels sei ihnen eigen. Es gehe nicht darum modernistische Reinheit zu beschreiben. Vielmehr sei ihre Sprache offener und weiter auf die Antagonisten Farbe und Monochromie sowie Fläche und Tiefe gefasst. Der Zweifel findet so eine bildlich-verspielte Darstellung für den Betrachter.

Als Abschluss seines Aufenthaltes präsentierte Cáboky als Ergebnis seines Aufenthalts acht kleinformatige Malereien sowie ein Wandbild in dem Open Studio „How to build a submarine in ninety days“ (15. bis 18. August 2013).

Weitere Informationen zu Peter Cábocky unter www.cabocky.net
Weitere Informationen zu K.A.I.R. - KoÅ¡ice Artist in Residence unter www.kair.sk 

Maáa Cvetko (Ljubljana, SI)

Stipendiatin im Rahmen des EU-Projekts Second-Chance

Februar bis Mai 2013

Die slowenische Künstlerin MaÅ¡a Cvetko, Stipendiatin innerhalb des EU-Projekts Second Chance, erhielt im Rahmen eines Residenzstipendiums die Möglichkeit, von Anfang Februar bis Ende Mai 2013 vier Monate in Leipzig zu arbeiten.

Die studierte Architektin arbeitet mit ihrer „partizipatorischen Architektur“ zu einem Großteil in öffentlichen Räumen. Dabei ist es ihr wichtig, ein neues Bewusstsein für innerstädtische Räume zu schaffen. Die Interventionen und Installationen ihres Architekturbüros prostoRož zielen auf die aktive Teilhabe der Stadtbewohner im öffentlichen Leben. Im Tabor Park in Ljubljana beispielsweise organisierte prostoRož im Mai 2013 kommunale Events unter Einbezug von verschiedenen Organisationen und ehrenamtlich mitarbeitenden Bürgern, bei denen es um die Koordination kultureller, sportlicher oder Bildungsveranstaltungen ging. Sowohl der soziale Austausch der Stadtbevölkerung als auch die Anregung für künftige kommunale Projekte standen dabei im Mittelpunkt.

MaÅ¡a Cvetko suchte in Leipzig Kontakt zu Menschen, die sich für die Wiederbelebung von verlassene Gebäuden und Brachen einsetzen, wie z.B. die Initiative Bürgerbahnhof Plagwitz, der sie bei der Planung einiger Projekte half. In ihrer während einem Open Studio am 4. und 5. Mai 2013 gezeigten Installation „80sqm“ (2013) reflektierte Cvetko am Beispiel ihres 80 m2 großen Ateliers über mögliche Nutzungen des Raumes, den sie als vorwiegend am Laptop arbeitende Kreative als luxuriös empfand. In der öffentlichen Diskussionsrunde „Offene Räume, Offener Ausgang“ am 11. April 2013 diskutierte MaÅ¡a Cvetko zusammen mit dem Leipziger Künstler Mark Matthes und den Vertretern des Festivals IBug (Industriebrachenumgestaltung) für Street Art und urbane Kultur, Maxi Kretzschmar und Thomas Dietze, über unterschiedliche Strategien zur künstlerischen Bespielung von Brachen. Als belebende Maßnahme im Umfeld der HALLE 14 schuf MaÅ¡a Cvetko einen „Temporary Spring Garden“, der seitdem zum Verweilen im sogenannten Giardino im Hinterland der HALLE 14 einlädt.

Weitere Informationen zu Maša Cvetko unter www.prostoroz.org
Weitere Informationen zum Second-Chance-Projekt unter www.secondchanceproject.eu

Lia Cecchin (Venedig, IT)

Stipendiatin im Rahmen des EU-Projekts Second-Chance

Februar bis Mai 2013

Im Rahmen des EU-Projekts Second Chance der HALLE 14 mit Partnern in Venedig, Ljubljana, Kraków und Nürnberg erhielt die 1987 geborene, italienische Künstlerin Lia Cecchin ein viermonatiges Residenzstipendium.

Cecchin identifiziert sich als Künstlerin mit dem Begriff des Helden, der sich ständig auf neue Situationen einstellen und sich ihnen anpassen muss. Dabei ist der Begriff des Fremden die Inspiration, aus der ihre Arbeiten hervorgehen. Ihre Installationen und Videoarbeiten sollen dem Betrachter das gleiche inspiratorische Credo des neuen und unbekannten Elements vermitteln.

In der Installation „I don't want to be a hero. I don't want to die for you“ (2011/13), die Cecchin in einer Open-Studio-Präsentation am 4. und 5. Mai 2013 präsentierte, waren lediglich drei verschlossene Umzugskartons in einem leeren Studio zu sehen. Auf einer ausliegenden Liste war der Inhalt der Kartons akribisch aufgelistet, nämlich alle Werkzeuge, Notizen, Bücher und so weiter, die Cecchin für ihren Aufenthalt hier mitgebracht oder besorgt hatte. In diesem Spiel zwischen Verbergen und Präsentieren stellte Cecchin die Grundlagen ihres künstlerischen Schaffens auf Reisen aus. Außerdem zeigte sie die Arbeit „I'm showing your work because it's better than mine (homage to Christian Frosi)“ (2013). Für den in Leipzig entstandenen Film „Il cielo non è più con noi“ (2013) eignete sich Lia Cecchin einen Dialog aus einer Jeanne-d’Arc-Verfilmung an, der als Untertitel den Movens der minimalen, aber deshalb umso atmosphärischeren, filmischen Handlung bildet. Mit Silvia Vecchini gemeinsam kuratierte Cecchin ein Filmprogramm für das hier ansässige Luru-Kino und zusammen mit den in Leipzig lebenden Künstlerinnen Katharina Merten und Lætitia Gorsy stellte sie ihre Arbeit in einem Artist Talk am 24. Mai 2013 vor.

Weitere Informationen zu Lia Cecchin unter www.liacecchin.com
Weitere Informationen zum Second-Chance-Projekt unter www.secondchanceproject.eu